Bildung entscheidet: Die Standpunkte der Parteien im Überblick

Um Ihnen bei Ihrer Wahlentscheidung zu helfen, haben wir im Namen unserer Bildungsinitiative „Gemeinsame Bildung 2.0“ einige Fragen zum Thema Bildung für die bevorstehenden Nationalratswahlen zusammengestellt. Wir sind überzeugt, dass Bildung der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft ist. Angesichts der vielfältigen Krisen in der Welt und im Bildungssystem muss Bildung stärker in den Fokus der politischen Diskussion rücken. Daher möchten wir Ihnen die Standpunkte der Parteien kurz und knapp zum Nachlesen bereitstellen.

Unsere Fragen wurden an folgende Parteien gesendet: KPÖ, Die Grünen, SPÖ, NEOS, ÖVP, FPÖ und die Bierpartei.* Andere wahlwerbende Parteien wurden nicht bewusst ausgeschlossen; zum Zeitpunkt unserer Anfrage war deren Antreten zur Nationalratswahl jedoch noch nicht abzusehen.

Bedauerlicherweise hat die ÖVP auf unsere Anfrage nicht reagiert.

Die eingegangenen Antworten finden Sie hier:

FRAGE 1: Gemeinsame Schule für alle 6–15 Jährigen:

Alle Schülerinnen und Schüler sollen in einer gemeinsamen, inklusiven Schule jene Bildungsangebote bekommen, die ihren Lernvoraussetzungen entsprechen. Sind Sie für eine gemeinsame Schule ALLER Schülerinnen und Schüler?

  1. i) Wenn ja, wie wollen Sie das erreichen?
    ii) Wenn nein, erklären Sie bitte, warum nicht?

KPÖ

Die KPÖ spricht sich für eine gemeinsame ganztägige Pflichtschule aller 6-15-Jährigen aus. Damit soll mit der frühen Aufspaltung der Kinder in Mittelschule und AHS-Unterstufe und das immer noch nicht  abgeschaffte Abschieben in Sonderschulen auch in Österreich Schluss gemacht werden. Wir wollen, dass mit einer materiell und personell gut ausgestatteten ganztägigen Pflichtschule für alle auch der permanente Notendruck, der Lernmotivation und Lernfreude zerstört und Schüler:innen und ihre Familien – dort insbesondere Frauen – belastet, abgeschafft und durch individuelle Förderung, soziale Integration und wirksame Inklusionsmaßnahmen ersetzt wird.
Wir wissen, dass dieser grundlegende und mehrere Legislaturperioden beanspruchende Reformprozess von den betroffenen Eltern, Schüler:innen und Pädagog:innen mitgetragen werden
muss und die Neuregelung der Schulkompetenzen zwischen Bund, Gemeinden und Ländern eine konsequente öffentlich wirksame Überzeugungsarbeit und die soziale Umverteilung von Budgetmitteln brauchen wird. Deshalb wollen wir als KPÖ dazu beitragen, dass bei den
Nationalratswahlen 2024 die Gesamtschulfrage, d.h. Inklusion, Integration und die Notwendigkeit einer gemeinsamen ganztägigen Pflichtschule, nicht wahltaktisch verschwiegen, sondern offen diskutiert wird.
Zur Finanzierung des Bildungs- und aller sozial wirksamen Budgets tritt die KPÖ für die soziale Umverteilung gesellschaftlich erarbeiteten Reichtums ein und fordert eine Steuerpolitik, die private Vermögen, Stiftungen, Immobilien- und Grundbesitz wesentlich und stärker als bisher zur Finanzierung des Sozialstaates heranzieht

Die Grünen

Ja – die gemeinsame, inklusive Schule für alle 6-15jährigen ist ein Grünes Herzensanliegen! Eine Herausforderung für die Umsetzung ist, dass die Debatte sehr ideologisch aufgeladen ist und ein
breiter gesellschaftlicher Konsens für so einen fundamentalen Paradigmenwechsel nötig ist. Dazu kommt der Kompetenzdschungel im Schulbereich. Gemeinde, Länder und Bund müssten für eine
Umstellung an einem Strang ziehen und Kompetenzen, Ressourcen, Personal, Gebäude etc. neu verteilt werden. Auch Eltern und Lehrkräfte muss man an Bord holen.
Damit eine gemeinsame Schule funktioniert, braucht es jedenfalls innere Differenzierung am Standort. Individualisierter Unterricht, Begabungsförderung, Förderstunden, Wahlpflichtfächer etc.
sind notwendig, um die Talente der Kinder zu entfalten und Defizite auszugleichen.
Dafür sind aus unserer Sicht verschränkte, ganztägige Schulformen am geeignetsten, mit ausreichend Personal und multiprofessionellen Teams am Standort.

SPÖ

Ja! Wir treten für die gemeinsame Bildung der 4- bis 15-Jährigen ein – mit umfassender Förderung gemäß individueller Bedürfnisse, Fähigkeiten und Leistungen. Modellregionen zur gemeinsamen
Schule sollen rasch umgesetzt werden. Chancengerechtigkeit in der Bildung, wofür die gemeinsame Schule die Basis bildet, ist eines unserer zentralen Anliegen. Die frühzeitige Aufteilung, wie sie im derzeitigen österreichischen Bildungssystem praktiziert wird, bei der Kinder bereits mit 9 oder 10 Jahren nach der Volksschule eine Entscheidung über ihren weiteren Bildungsweg treffen müssen, widerspricht dieser Chancengerechtigkeit fundamental. Um die
gemeinsame Schule zu realisieren, ist jedoch ein grundlegender Wandel im gesellschaftlichen Bewusstsein bezüglich Bildung und der österreichischen Bildungslandschaft notwendig. Wir wollen
den österreichweiten Ausbau der kostenlosen, ganztägigen Schule vorantreiben. Dabei achten wir darauf, dass sowohl die verschränkte Form (Unterrichts-, Lern- und Freizeiteinheiten wechseln sich über den Tag verteilt ab) angeboten wird, als auch die offene (vormittags Unterricht, nachmittags je nach Wunsch betreute Lern- und Freizeit). Das gesunde, warme, kostenlose Mittagessen soll für alle Kinder in Österreich Wirklichkeit werden – und stufenweise zu einem Frühstücks- und Jausen- Angebot ausgebaut. Das gemeinsame Essen in der Schule fördert soziale Teilhabe und miteinander und wirkt gegen materielle Ernährungsarmut, also eine nicht ausreichende oder unausgewogene Ernährung aufgrund fehlender finanzieller Mittel

NEOS

NEOS sprechen sich für eine gemeinsame Schule mit innerer Differenzierung aus, die in privaten wie in öffentlichen Schulen für alle ohne Schulgeld zugänglich ist. Sie sorgt für mehr Chancengerechtigkeit und bessere Bildungsergebnisse. Der frühe Zeitpunkt der Trennung nach der vierten Volksschulklasse verstärkt Ungleichheiten unnötig. Eine gemeinsame Schule, in der individuelle Talente gefördert werden und Leistung gefordert wird, würde sicherstellen, dass wir wirklich jedem Kind die Flügel heben – unabhängig vom sozialen Hintergrund. Statt Selektion setzen wir auf innere Differenzierung und individuelle Förderung und Forderung.
Bisher gab es keine politischen Mehrheiten für eine dementsprechende Umsetzung. Daher müssen andere Formen und Möglichkeiten zur Herstellung eines chancengerechteren Bildungssystems genutzt werden. Dies beginnt bereits im Kindergarten.

FPÖ

Eine Gesamtschule würde aufgrund der Heterogenität der Schüler das Bildungssystem massiv verschlechtern. Wir wollen eine ehrliche Unterstützung der einzelnen Bildungskarrieren durch persönliche „Talente-Checks“ in der 3./4. und 7./8. Schulstufe. Sollte sich zwischenzeitlich der Bildungspfad ändern, muss ein Umstieg unterstützt werden. Die Mittelschule muss mit Schwerpunktsetzungen und dem Ausbau der unter Schwarz-Blau wiedereingeführten Leistungsgruppen gestärkt werden. Eine berufsbildende Bildungskarriere (Lehre) ist mindestens gleichwertig zu einer weiterführenden Schulausbildung.

FRAGE 2: Chancengerechtigkeit:

Welche konkreten Maßnahmen plant Ihre Partei, um in Österreich mehr Chancengerechtigkeit unabhängig vom Bildungsgrad der Eltern zu erreichen?

KPÖ

Für die KPÖ sind auch Bildungsfragen Klassenfragen. Kinder und Jugendliche aus Arbeiterfamilien, Kinder von Alleinerzieher:innen, von Migrant:innen, von armutsgefährdeten Erwerbsarbeitslosen werden in der kapitalistischen, von neoliberalem Sozialabbau geprägten Gesellschaft um Bildungs- und Lebenschancen gebracht, ausgegrenzt und abgeschoben.
Gegen das 1962 in den Verfassungsrang erhobene und mit jeder wirtschaftlichen und sozialen Krise gewachsene Bildungsunrecht helfen keine kosmetischen Reformen und keine neuen Namensschilder, darum tritt die KPÖ für einen Systemwechsel ein. Das österreichische Schulsystem braucht einen inklusiven, sozialen und demokratischen Neustart für das österreichische Schulsystem. Eine zentrale Bildungsforderung der KPÖ ist die gemeinsame ganztägige Pflichtschule Schule aller 6- bis 15- Jährigen mit kostenlosem Schulessen, Freizeit-, Kreativ- und Sportangeboten.

Die Grünen

• Bedarfsgerechte Ressourcenverteilung: Kinder aus benachteiligten Verhältnissen brauchen mehr Unterstützung als andere. Schulstandorte mit größeren Herausforderungen brauchen daher mehr Mittel und Personal, um Nachteile ausgleichen zu können. Mit einem Sozialindex können diese Schulen bereits jetzt identifiziert werden.
• Vorbild „London Challenge“: Die Standorte mit den größten Herausforderungen sollen zu Leuchtturm-Schulen werden – mit dem besten Personal, großen Freiheiten bei der Schulentwicklung und gezielter Förderung. Das derzeitige Programm „100 Schulen, 1000 Chancen“ sollte sofort auf 500 Schulen ausgeweitet werden.
• Bessere Durchmischung: Vor allem in Ballungszentren brauchen wir eine klügere Schüler:innenstromlenkung. Kindergärten und Schulen müssen sozial durchmischt sein, damit Kinder und Jugendliche voneinander lernen können und keine Parallelgesellschaften entstehen. Auch Privatschulen sollen in die Integrationsaufgabe einbezogen werden.
• Ganztagsschule: Kostenlose ganztägige Schulen (inkl. Mittagessen) fördern die Chancengerechtigkeit. Ein verschränkter Unterricht mit Kreativ-, Sport-, Freizeit- und Förderangebote am Nachmittag sind für benachteiligte Kinder besonders wichtig.
• Viel mehr Supportpersonal mit unterschiedlichster Expertise: Es braucht zusätzliche Stützkräfte im Unterricht, Sprachförderkräfte, School Nurses (mit ganzheitlichem Blick auf die physische und psychische Gesundheit) sowie Sozialarbeit (die auch die Eltern mitnimmt).
• Reform der „Stütz- und Freizeitpädagogik“: Unterricht, Lernstunden und Freizeitbetreuung gehören integriert, dauerhaft vom Bund finanziert und das Personal zu multiprofessionellen Teams
zusammengeführt.

SPÖ

Wir stehen für faire Chancen für alle Kinder und haben den Anspruch an ein Bildungssystem, das auf dem Fundament der Chancengerechtigkeit für jedes Kind aufbaut – kein Kind darf zurückgelassen werden. Dabei stehen die Ermächtigung jeder und jedes Einzelnen zur selbstbestimmten Gestaltung des eigenen Lebens, die Förderung und Begleitung im institutionellen Umfeld und der Leistungsgedanke einer zeitgemäßen Pädagogik im Mittelpunkt. Kinder und ihre Eltern müssen in unser Bildungssystem vertrauen können.
Kinderkrippen und Kindergärten sind die ersten Bildungseinrichtungen und sind der Schlüssel zum Erfolg bei Potential-, Begabungs- und Sprachförderung. Damit der Besuch des Kindergartens überall in Österreich die gleichen Bildungschancen garantiert, braucht es bestens qualifiziertes Personal sowie klar vorgegebene pädagogische und organisatorische Standards. Die SPÖ setzt sich für einen Rechtsanspruch auf einen gratis Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr ein.
Schule ist für die SPÖ eine gemeinsame, ganztägige, inklusive und kostenfreie Schule für alle Kinder, die nicht nur als Ort der reinen Wissensvermittlung wahrgenommen wird, sondern durch Nachmittagsprogramm, Freizeitaktivitäten etc. eine gezielte und individuelle Förderung der Stärken und Talente von Schüler*innen bieten soll. Kinder sollen ohne Schultasche in die Schule kommen können und ohne Hausaufgaben wieder nach Hause gehen. Vor allem durch die verschränkte Ganztagsschule werden die Schüler*innen durch den altersgemäßen Ablauf von Lern, Ruhe-, Spiel-, Förder- und Essenszeiten optimal gefördert und in ihrer persönlichen und leistungsbezogenen Entwicklung unterstützt. Davon profitieren die Kinder, die Eltern aber auch die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes. Dass das dringend nötig ist, bestätigen die Studienergebnisse. Im SPÖ-Ganztagsschulmodell passiert Bildung in den Schulen und ist entsprechend nicht abhängig von den Möglichkeiten der Eltern. Auch hinsichtlich der besorgniserregenden Kinderarmutszahlen schaffen Ganztagsschulen Abhilfe: Wir können so jedem Kind ein gesundes, warmes Mittagessen garantieren – das ist aktuell für 78.000 Kinder nicht möglich. Außerdem fällt der Bedarf für private Nachhilfe weg und es wird ermöglicht, dass Kinder unabhängig vom Geldbörserl der Eltern gefördert werden.
In den letzten Jahren haben sich die Herausforderungen, mit denen unsere Kinder konfrontiert werden, verändert – aus diesem Grund hat sich die SPÖ auch im Parlament für ein Maßnahmenpaket zum Ausbau der Schulsozialarbeit, der Schulpsychologie und sozialpädagogischen Arbeit an Schulen ausgesprochen. Außerdem soll es einen vermehrten Einsatz multiprofessioneller Teams an Schulen geben. Kinder und Jugendliche dürfen mit ihren Problemen nicht alleine gelassen werden. Gezielte Vorbeugungs- und Unterstützungsmaßnahmen können hier wesentliche Verbesserungen herbeiführen.
Ein entscheidender Aspekt im Kontext der Chancengerechtigkeit ist aus unserer Sicht die Einführung einer Kindergrundsicherung. Um sicherzustellen, dass alle Kinder – unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern – die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Start ins Leben haben, ist diese Maßnahme unerlässlich. Die Kindergrundsicherung stellt sicher, dass Kinder unabhängig von der finanziellen Lage ihrer Eltern die gleichen Möglichkeiten erfahren. Sie schafft gleiche Startbedingungen für alle Kinder und Jugendlichen und sorgt so auch im Bildungsbereich für faire Voraussetzungen bei Entscheidungen und Bildungswegen.

NEOS

Gerechte, gute Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen sind ein zentrales Anliegen und Ziel von NEOS. Dafür müssen wir schon in der Elementarpädagogik beginnen.
Mit kleineren Gruppen, mehr Pädagog:innen und österreichweiten Qualitätsstandards wollen wir erreichen, dass jedes Kind mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen und in seinen Talenten gefördert wird. Davon profitieren alle Kinder, aber ganz besonders jene, die zuhause in weniger förderlichen Umständen aufwachsen. Ein zweiter wichtiger Hebel ist die personelle und finanzielle Ausstattung von Schulen mit größeren sozialen Herausforderungen. Mit einem indexbasierten Chancenbonus sollen sie zusätzliche Mittel erhalten, um vielfältige Unterstützung zu leisten - von individueller Lernförderung bis hin zu Schulsozialarbeit und Schulpsychologie. Drittens soll - nach dem Vorbild der London Challenge - datengestützt die Unterrichtsqualität laufend verbessert werden: Schulen und Lehrkräfte, deren Schüler:innen schlechte Ergebnisse erzielen, sollen von jenen Schulen und Lehrkräften lernen, die angesichts der sozialen Zusammensetzung ihrer Schülerschaft unerwartet gute Ergebnisse erzielen. Das Ziel ist, hohe Ansprüche an alle Schüler:innen zu richten und jene besonders zu unterstützen, die von zuhause weniger Unterstützung
erhalten.

FPÖ

Für Chancengerechtigkeit brauchen wir ein öffentliches Schulsystem, das in ganz Österreich gut funktioniert. Damit das gelingt, müssen wir sicherstellen, dass alle Kinder nur dann eingeschult werden, wenn sie ausreichend Deutsch sprechen. Kinder, die gut Deutsch können, dürfen nicht benachteiligt werden, weil andere die Sprache noch nicht beherrschen.

FRAGE 3: Qualitätsvoller Kindergartenbesuch für alle Kinder:

Welche Maßnahmen sollen ergriffen werden, um allen Kindern einen qualitätvollen Kindergartenbesuch zu ermöglichen?

KPÖ

Wir fordern auch den bundesweiten Ausbau ganztägiger Kindergärten, in denen das Recht auf individuelle Förderung, Inklusion und Elementarbildung für alle schon von Klein auf – unabhängig vom Bildungsgrad oder der sozialer Herkunft der Eltern – verwirklicht werden kann. Dazu braucht es bundeseinheitliche Rahmenbedingungen (Qualitätsstandards für Räumlichkeiten, Ausstattung, Gruppengrößen, pädagogisches und Unterstützungspersonal, Arbeitsbedingungen, Ausbildung und Bezahlung der Elementarpädagog:innen).
Das Recht auf Inklusion und Elementarbildung für alle kann nur durch eine flächendeckende Kinderbetreuung ermöglicht werden, durch ausreichende Zuteilung von Ressourcen und, entsprechend dem konkreten Bedarf, Zusatzressourcen für Inklusionsmaßnahmen. Wir fordern ein Bundesgesetz Elementarbildung, das für alle Betreiber in Österreich verbindliche Rahmenbedingungen festschreibt und das die Bildungsqualität im Elementarbereich bundesweit verbessert. Für Gemeinden und andere öffentliche Träger öffentliche Bildungseinrichtungen der Elementarerziehung fordert die KPÖ das Ende der chronischen Unterfinanzierung, stattdessen eine aufgabengerechte Finanzierung durch die Gemeinden und Bundeszuschüsse, die vom Bund direkt mit dem Gemeindebund ausverhandelte werden.

Die Grünen

Jedes Kind ist gleich viel wert. Deswegen brauchen Kindergärten österreichweit einheitliche Qualitätskriterien. Wir wollen Mindeststandards (z.B. Gruppengröße, Öffnungszeiten etc.) in einem Bundesrahmengesetz festhalten.
Elementarpädagog:innen brauchen ein attraktives, bundesweit einheitliches Dienstrecht und bessere Arbeitsbedingungen. Nur so können wir gute Pädagog:innen gewinnen und dauerhaft halten!
Dafür wäre eine Kompetenzverschiebung zwischen Bund und Ländern notwendig. Die Elementarpädagogik muss Teil des Bildungswesens werden!
Zudem fordern wir einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem 1. Geburtstag: Dafür braucht es einen Stufenplan, genügend Räumlichkeiten und ausreichend qualifiziertes Fachpersonal.

SPÖ

Der Kindergarten ist wie bereits erwähnt die erste Bildungseinrichtung in der Bildungslaufbahn eines Menschen. Vieles, was wir in diesen ersten frühen Jahren lernen, prägt uns ein Leben lang.
Deshalb ist diese frühe Zeitspanne im Leben eines Kindes auch bildungspolitisch von großer Bedeutung. Elementare Bildung stellt die Grundlage für faire Bildungschancen dar. Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung von Anfang an. Hierbei darf es keinen Unterschied machen, wo die Familie wohnt und wie hoch das Einkommen der Eltern ist. Um Bildungsziele in der elementaren Bildung zu erreichen, braucht es zuerst ganztägige Kinderbildungsplätze. Davon profitieren Kinder und Eltern.
Außerdem sollen Bildungsstandards für Kinderbetreuungseinrichtungen festgelegt werden, denn Kinder, die individuell erkannt und gefördert werden, haben die Chance, sich bestmöglich zu entwickeln – das gilt für alle Kinder, sowohl die begabten als auch jene, die mehr Förderung brauchen. Dabei geht es immer um die Gesamtpersönlichkeit eines Kindes. Soziale Fertigkeiten, Sprach- und Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, Individualität und vieles mehr zählen dazu. Der Kindergarten ermöglicht in der entwicklungsintensivsten Zeit eines Kindes eine umfassende Persönlichkeitsbildung. Diese Chancen müssen wir im Sinne unserer Kinder bestmöglich nutzen. Deshalb setzt sich die SPÖ für einen Rechtsanspruch auf einen kostenfreien Kinderbildungsplatz ab dem 1. Lebensjahr ein.
Gemeinsam mit den Sozialpartnern fordert die SPÖ zudem seit langem eine jährliche Kindergartenmilliarde und kritisiert die Mogelpackungen und Placebos von ÖVP und Grünen in der Bundesregierung auf das Schärfste.

NEOS

Bildung braucht Bindung - das gilt besonders im Kleinkindalter. Wenn sich das Kind sicher, geborgen und mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen fühlt, folgt es seinem Erkundungsdrang und ist offen für die zahlreichen Lerngelegenheiten, die sich im Kindergarten bieten. Entscheidend für qualitätsvolle Kindergärten ist daher der Fachkraft-Kind-Schlüssel, also wie viele Kinder auf eine pädagogische Fachkraft kommen. Wir setzen uns für einen österreichweiten, verbindlichen Stufenplan ein, der im Endausbau zur wissenschaftlich empfohlenen Fachkraft-Kind-Relation von 1:7 im Kindergarten und 1:3 in der Kleinkindbetreuung (Krippe, Krabbelstube, Tageseltern) führen soll. Darüber hinaus braucht es bundesweite Qualitätsstandards, bspw. eine einheitliche und bessere Ausbildung für das Assistenzpersonal in den Kindergärten.

FPÖ

Viele Forderungen für einen qualitätsvollen Kindergartenbesuch wurden bereits im Regierungsprogramm der schwarz-blauen Koalition 2017 festgehalten. Ein wesentlicher Teil davon wurde durch die 2018 einstimmig beschlossene 15a-Vereinbarung über die Elementarpädagogik für die Kindergartenjahre 2018/19 bis 2021/22 umgesetzt. Die fehlenden Punkte konnten wegen der Auflösung der damaligen Koalition nicht mehr umgesetzt werden und wurden von der schwarz-grünen Regierung nur ansatzweise weitergeführt.
Die FPÖ setzt sich für eine qualitativ hochwertige elementarpädagogische Betreuung ein, die hauptsächlich in der Verantwortung der Bundesländer und Kommunen liegt. Eine Zentralisierung betrachten wir nicht als Lösung, sondern eher als Problem. Der Bund sollte den gesetzlichen Rahmen vorgeben und die Finanzierung sicherstellen, sei es über den Finanzausgleich oder über eine 15a-Vereinbarung. Die Umsetzung soll jedoch mit größtmöglicher Autonomie erfolgen. Am Ende sollte es aber egal sein, wer der Träger ist – auch eine elementarpädagogische Betreuung, die ähnlich wie häuslicher Unterricht gestaltet ist, muss möglich und förderfähig sein. Denn jedes Kind ist gleich viel wert.

FRAGE 4: Investitionsbedarf:

Österreich liegt bei den Bildungsausgaben gemessen am BIP sowohl mit Blick auf die Elementarbildung als auch auf den Schulbereich unter dem OECD-Schnitt und deutlich unter den Ausgaben von Top-Performer Ländern innerhalb der EU. Sehen Sie Handlungsbedarf und wenn ja, in welchen Bereichen besteht Ihrer Meinung nach der dringendste Investitionsbedarf?

KPÖ

Für den flächendeckenden Ausbau von ganztägigen Kindergärten, für die Neuorganisation des Schulsystems mit der gemeinsamen ganztägigen Pflichtschule aller 6- 15-Jährigen als Basis und Kernbereich und für die Verwirklichung des Menschenrechts auf Inklusion, zu der sich Österreich mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenkonvention 2008 verpflichtet hat, braucht es mehr und zusätzliches Personal und Zusatzinvestitionen in Bauten und Ausstattung. Dieser Mehrbedarf kann mit der notwendigen Neuordnung von Kompetenzen und dem Abbau der teuren Doppelt- und Mehrfachverwaltung im Elementar- und Pflichtschulbereiches allein nicht ausgeglichen werden.
Mehr Geld für Soziales, Gesundheit und Bildung braucht die soziale Umverteilung des gesellschaftlich erarbeiteten Reichtums und privat angeeigneter und vererbter großen Vermögen von
den Großaktionären, Immobilien- und Großgrundbesitzern zu den Lohnabhängigen, Erwerbsarbeitslosen, den Kindern, den Jungen und den Alten, zu allen sozial Benachteiligten

Die Grünen

Laut Bildungsbericht der Statistik Austria 2022/23 liegt Österreich bei den Bildungsausgaben in Prozent des BIPs im Vergleich knapp über dem EU-Durchschnitt. Das Geld geht jedoch überdurchschnittlich in den tertiären Bereich.
Im elementarpädagogischen Bereich haben wir jedenfalls Nachholbedarf. Mit den zusätzlichen 4,5 Milliarden Euro bis 2030 wollen wir hier jahrzehntelange Versäumnisse aufholen und den Ausbau forcieren, um möglichst bald den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz umsetzen zu können.
Investitionsbedarf sehen wir auch im Bereich Unterstützungspersonal in Schulen. Wir wollen neue Fachkräfte im Bereich Administration, IT, Freizeit, Sport, Kreativität, Integration, Inklusion, psychische Gesundheit und Sozialarbeit an die Schulen holen, um Lehrkräfte zu entlasten und Bildung ganzheitlich leben zu können. Ein multiprofessionelles Team für jeden Standort!

SPÖ

Ja, es braucht mehr Geld im österreichischen Bildungssystem. Ein gut finanziertes Bildungssystem ist die Voraussetzung, um unseren Kindern und Jugendlichen die beste Bildung zu ermöglichen.
Dennoch geht es auch darum, nicht nur mehr Geld in ein dysfunktionales System hineinzupumpen, sondern Gelder auch sinnvoll zu verteilen. Hier gilt es beispielsweise den einzelnen Schulstandorten mehr Autonomie in der Verwendung ihrer Mittel einzuräumen.
Mehr finanzielle Mittel braucht es vor allem für unsere Kleinsten, legt die elementare Bildung doch den Grundstein für den späteren Bildungsweg. Zusätzlich müssen sich die Ausgaben im Bildungsbereich nach dem tatsächlichen Bedarf orientieren und dürfen nicht, wie beim Sonderpädagogischen Förderbedarf oder der Deutschförderung, gedeckelt werden. Jedes Kind ist gleich viel wert.

NEOS

Ja. NEOS tritt dafür ein, insgesamt die Zukunftsquote* zu erhöhen. Statt bisher nur rund 20 Prozent sollen mindestens 25 Prozent der Staatsausgaben in zukunftsorientierte Bereiche wie Bildung und Forschung investiert werden. Den größten Bedarf sehen wir in der Elementarpädagogik. Erstens besteht hier der größte Nachholbedarf im internationalen Vergleich und zweitens sind Investitionen in die Bildung erwiesenermaßen umso wirksamer, je früher sie ansetzen. Im schulischen Bereich sind es u.a. die Unterstützung von Kindern mit Lernschwierigkeiten, Inklusion aller Kinder, die Integration von fremdsprachigen Kindern und die Talenteförderung, die zusätzliche Ressourcen benötigen. Gleichzeitig gibt es auch Einsparungsmöglichkeiten, bspw. im Bereich der Bürokratie. Entlang den Prinzipien "Autonomie statt Bürokratie" und "Vertrauen statt Kontrolle" möchten wir dafür sorgen, dass die Ressourcen bei den Kindern und Jugendlichen ankommen und nicht im Behördendschungel versickern.
________________________________________________________
Weiterführende Informationen zur Zukunftsquote und welche Bereiche diese laut NEOS umfassen soll finden Sie hier.

FPÖ

Im Grunde sollte genug Geld im Bildungssystem sein. Der Staat gibt insgesamt etwa 25 Milliarden Euro für Bildung aus. Die wichtige Frage ist, ob genug davon im Klassenzimmer ankommt. Laut dem ehemaligen Finanzminister Schelling sind das nur 50 Cent pro Euro. Hier müssen wir ansetzen: Bürokratie abbauen!

FRAGE 5: Umwandlung von Sonderschulen:

Befürworten Sie die Umwandlung der Sonderschulen zu Regelschulen und treten Sie somit für die Abschaffung des segregierenden Orts der Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen ein?

KPÖ

Die KPÖ tritt für die Verwirklichung des Menschenrechts auf Inklusion ein und damit gegen die jetzige Diskriminierung und Ausgrenzung behinderter Kinder. Bildungsreformen und Inklusion müssen auf
allen Ebenen, vom Kindergarten bis zur Berufs-, der Hochschulausbildung und Erwachsenenbildung Hand in Hand gehen.

Die Grünen

Ja. Wir Grüne wollen flächendeckende inklusive und barrierefreie Bildung für alle. Das beginnt beim Kindergarten, geht über Schule und Lehre bis hin zur Universität sowie zur Weiterbildung für Erwachsene.
Wir wollen ausreichend inklusive Plätze in Kindergärten. Wir wollen die Auflösung/Öffnung von Sonderschulen und mehr Ressourcen für inklusive Schule. Das separierte Sonderschulsystem ist sehr teuer - diese Ressourcen und Expertise könnte man besser in die Inklusion stecken und damit den Bedarf für eine gut ausgestattete inklusive Schule decken.
Wir wollen multiprofessionelle Teams (z.B. Sozialarbeit, Pflegepersonen, School Nurses) am Schulstandort, um Inklusion zu erleichtern.
Wir wollen einen Rechtsanspruch auf inklusive Bildung in weiterführenden Schulen.
Wir wollen umfassende Barrierefreiheiten an Universitäten und Fachhochschulen, sowohl in baulicher als auch in organisatorischer Hinsicht.
Und wir wollen die gezielte Ausbildung und Anwerbung von Pädagog:innen mit Behinderungen für alle Bildungsbereiche.

SPÖ

Wir setzen uns für eine inklusive, barrierefreie Bildung für alle ein, in der Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen– und das von Anfang an. Das soll unter anderem durch die Wiedereinführung der Modellregionen für inklusive Bildung und die sukzessive Ausweitung auf ganz Österreich gelingen. Damit dies möglich ist, müssen die entsprechenden personellen und  infrastrukturellen Ressourcen in den Bildungseinrichtungen bereitgestellt werden. Kinder mit speziellen Bedürfnissen benötigen eine Bildung, die auf ihre individuellen Erfordernisse abgestimmt ist, jedoch ohne Ausgrenzung. Deshalb plädieren wir für die Öffnung der Sonderschulen und für mehr Mittel zur Förderung inklusiver Schulen. Dies schließt auch die Bereitstellung von zusätzlichem Personal, wie Fachkräfte aus den Bereichen Sozialarbeit und Gesundheit, ein, um Lehrkräfte zu unterstützen und den Bedürfnissen der Kinder in einer inklusiven Schule gerecht zu werden. Inklusive Bildung muss in allen Altersstufen gewährleistet sein, von der Elementarpädagogik bis zur Erwachsenenbildung.
Zudem braucht es eine bundesweite Strategie für inklusive Bildung, welche gemeinsam mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen erarbeitet wird. Die Strategie umschließt alle Ebenen, beinhaltet konkrete Etappen, Leitlinien und Regelungen und bietet finanzielle Anreize für den Ausbau zur inklusiven Bildungseinrichtung – auch für Nachmittags- und Ferienangebote.
Allgemein fordert die SPÖ einen Inklusionsfonds, der aus Mitteln des Bundes und der Länder gespeist wird. Dieser könnte Maßnahmen zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben finanzieren. Aus dem Inklusionsfonds kann bei Bedarf auch – bundesweit – eine persönliche Assistenz in allen Lebenslagen finanziert werden.

Menschen mit Behinderungen sollen ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können, deshalb werden wir uns für die Rechte von schwerhörigen und hörbeeinträchtigten Menschen ebenso wie für blinde und sehbehinderte Menschen in Österreich und in der EU einsetzen.

NEOS

Wichtig ist eine gegenseitige Öffnung von Sonder- und Regelschulen. Unser Vorschlag: Die Sonderschulen werden im ersten Schritt für Schüler:innen ohne Behinderungen und Regelschulen stufenweise für Kinder mit Behinderungen geöffnet, bis beide umfassend barrierefrei sind und schlussendlich alle Schulen von allen Kindern genutzt werden können.

FPÖ

Gleichzeitig muss dem Wunsch vieler Eltern entsprochen werden, die „Sonderschule für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf“ und „Sonderpädagogische Zentren“ zu erhalten, um eine Wahlfreiheit zu ermöglichen.
In Artikel 5, Abs. 4, der UN-Konvention steht: „Besondere Maßnahmen, die zur Beschleunigung oder Herbeiführung der tatsächlichen Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen erforderlich sind, gelten nicht als Diskriminierung im Sinne dieses Übereinkommens.“
Sonderschulen gehören zu diesen besonderen Maßnahmen. Auch Artikel 24 der Konvention, in dem es um Bildung geht, spricht nicht von einem inklusiven, gleichen Schulwesen.
Die FPÖ ist auch immer für ein Recht auf ein freiwilliges 11. und 12. Schuljahr für behinderte Kinder eingetreten.
Das wurde auch im ÖVP-FPÖ-Arbeitsübereinkommen in NÖ festgehalten und schon umgesetzt: NÖ gewährt ein freiwilliges 11. und 12. Schuljahr für behinderte Kinder, informiert Familien hierüber zeitgerecht und fordert gleichzeitig eine entsprechende Umsetzung durch den Bund bei Weiterführung der Wahlfreiheit hinsichtlich der Betreuung.

_________________________________________________________
Anm. der Redaktion: Die FPÖ hat die Fragen 5 und 6 in einer Antwort zusammengefasst. Wir haben uns erlaubt, die Antwort hier an den entsprechenden Stellen aufzuteilen. 

FRAGE 6: Aufhebung der 2,7% Deckelung für Inklusion:

Treten Sie dafür ein, die 2,7% Deckelung für den Bereich der Sonderpädagogik/Inklusion sofort aufzuheben und die Ressourcen nach dem tatsächlichen Bedarf zuzuweisen?

KPÖ

Ja. Denn es gibt deutlich mehr Kinder, die eine erhöhten Förderbedarf haben. Aber nur für 2,7 Prozent dieser Kinder gibt es zusätzlich Ressourcen. Das ist zu wenig. Die KPÖ fordert die bedarfsgerechte Zuteilung dieser Förder-Ressourcen an die jeweilige Bildungsstätte. Das von uns geforderte ganztägige Pflichtschule aller 6-15-Jährigen soll eine Schule für alle Kinder sein, die mit individueller Förderung, sozialer Integration und Inklusion allen Kindern zugutekommen und deren
Eltern – und damit vor allem auch oft mehrfachbelastete Mütter – entlasten soll

Die Grünen

Ja

SPÖ

Ja. Alle Kinder sind gleich viel wert und zusätzlicher Bedarf kann daher nicht gedeckelt werden. Deshalb müssen die finanziellen Mittel und Ressourcen für die Umstellung auf ein inklusives Bildungssystem deutlich erhöht und durch das Bildungsministerium zur Verfügung gestellt werden.
Zur ganzheitlichen Betreuung an Bildungseinrichtungen fordert die SPÖ die Einführung von interdisziplinären, multiprofessionellen Teams für alle Schulen. Ein positiver Ansatz kann dabei das Projekt „School Nurses“ sein. Dieses soll evaluiert, für alle Schulen ausgerollt und mit anderen medizinischen, therapeutischen und psychologischen Berufsgruppen ergänzt werden.
Auch das Recht auf einen Kindergartenplatz soll für alle Kinder umgesetzt werden. Kinder mit Behinderungen sollen gesetzlichen Anspruch auf einen Platz in einer elementarpädagogischen Einrichtung haben.
Zudem fordert die SPÖ den Rechtsanspruch eines 11. und 12. Schuljahrs im Regelschulsystem für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein.

NEOS

Ja, der SPF-Deckel muss entweder deutlich angehoben oder gänzlich abgeschafft werden. Dass die Deckelung seit 1992 nicht angehoben wurde, ist eines der großen Probleme im Bereich der inklusiven Bildung ein Grund für den Stillstand. NEOS setzen sich dafür ein, dass Ressourcen entsprechend dem tatsächlichen Bedarf bereitgestellt werden

FPÖ

Bereits im Jahr 2008 hat die FPÖ in einem Entschließungsantrag auf die unbefriedigende Situation bezüglich des Stundenkontingents für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf hingewiesen und gefordert, in einem ersten Schritt das Berechnungsmodell für personelle Ressourcen für den sonderpädagogischen Förderbedarf, das bundesweit von 2,7% der Schülerpopulation ausgeht, auf 4,5 % der Schülerpopulation zu setzen.
Weiters hat die FPÖ in diesem Antrag die Bundesregierung aufgefordert, Maßnahmen zu entwickeln, um mittelfristig eine bedarfsgerechte Zuteilung personeller Ressourcen unter Berücksichtigung der konkreten Situation, den Einsatz von Nicht-Lehrer-Personal für unterstützende Tätigkeiten, sowie das Zwei-Lehrer-Modell zu ermöglichen.

_________________________________________________________
Anm. der Redaktion: Die FPÖ hat die Fragen 5 und 6 in einer Antwort zusammengefasst. Wir haben uns erlaubt, die Antwort hier an den entsprechenden Stellen aufzuteilen. 

FRAGE 7: Planungssicherheit und Mangel an Lehrpersonen:

Wie kann es gelingen, dass das Ministerium und die Bildungsdirektionen zielsicherer vorausplanen können, insbesondere vor dem Hintergrund des eingetretenen Lehrermangels und der demographischen Veränderungen?

KPÖ

Die KPÖ unterstützt die Forderungen der Pädagog:innen und ihrer ÖGB-Gewerkschaften nach Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Entlastung der Lehrer:innen, der Elementar- und Freizeitpädagog:innen und der Leitungen von unterrichts- und betreuungsfremden, „von oben“ angeordneten Zusatzarbeiten. Wir unterstützen den Ausbau von Autonomie und Eigenverantwortung der Bildungseinrichtungen und der in ihnen Tätigen, wir fordern eine bildungs- und bedarfsgerechte Ressourcenzuteilung.

Die Grünen

Mit dem neuen Bildungsdokumentationsgesetz und den digitalen Schulverwaltungssystemen sind viele notwendige Daten bereits vorhanden. Diese müssen entsprechend aufbereitet werden, damit eine langfristige Ressourcenplanung möglich ist.
Notwendig sind außerdem: eine bessere Abstimmung zwischen den Schul- und Einwanderungsbehörden; eine bessere Verteilung von neu zugewanderten (a.o.-) Schüler:innen auf das Bundesgebiet; mehr Unterstützung für Pädagog:innen beim Wechsel in ein anderes Bundesland; gezielte Anwerbung und Ausbildung von Pädagog:innen, Supportpersonal und Quereinsteiger:innen mit mehrsprachigen und interkulturellen Kompetenzen.

SPÖ

Für die SPÖ ist klar, dass das Ministerium und die Bildungsdirektionen dringend zielsicherer vorausplanen müssen, um den Herausforderungen des Lehrer*innenmangels und der demografischen Veränderungen effektiv zu begegnen. Dabei darf es nicht nur bei Absichtserklärungen bleiben; es braucht konkrete Maßnahmen und eine strategische Ausrichtung, die den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht wird.
Ein zentraler Ansatzpunkt ist der Einsatz moderner, datengetriebener Prognosen und Analysen. Es ist unerlässlich, dass das Ministerium systematisch demografische Entwicklungen, Zahlen und die Altersstruktur der Lehrkräfte erfasst und auswertet. Diese Daten müssen dann aber auch sinnvoll genutzt werden, um präzise Prognosen zu erstellen, die es ermöglichen, den Bedarf an Lehrkräften auf Landes- und Schulebene vorausschauend zu kalkulieren. Im Anschluss müssen diese Prognosen aber auch von der ausführenden Ebene beachtet werden.
Ebenso ist regionale Flexibilität notwendig. Angesichts der unterschiedlichen demografischen Entwicklungen in verschiedenen Regionen sollten die  Bildungsdirektionen und einzelnen Schulstandorte in der Lage sein, flexibel auf diese Unterschiede zu reagieren. In Ballungsgebieten mit starkem Zuzug müssen etwa zusätzliche Ressourcen für den Ausbau von Schulen und Lehrkapazitäten bereitgestellt werden. In ländlichen Regionen hingegen, wo die Schüler:innenzahlen sinken, könnten innovative Konzepte wie Mehrstufenklassen oder verstärkte digitale Lernangebote sinnvoll sein.
Auch die frühzeitige Zusammenarbeit mit Universitäten und pädagogischen Hochschulen ist wichtig. Das Ministerium ist gefordert, die Ausbildungskapazitäten an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Regelmäßige Abstimmungsgespräche und strategische Partnerschaften könnten sicherstellen, dass ausreichend Lehramtsabsolventinnen und Absolventen in den passenden Fächern zur Verfügung stehen.

NEOS

Dazu braucht es einerseits verlässliche Daten und andererseits den politischen Willen, über den Tellerrand der aktuellen Gesetzgebungsperiode hinaus zu denken.
Der absehbare Lehrkräftemangel wurde viel zu lange ignoriert. Nun braucht es entschlossene Maßnahmen, um den Lehrer:innenberuf wieder attraktiv zu machen. Dafür reichen keine Werbekampagnen und keine Verkürzung des Lehramtsstudiums. Es braucht handfeste Verbesserungen am Arbeitsplatz Schule und bei den Perspektiven, die Lehrer:innen vorfinden. Eine demographische Veränderung, auf die das Ministerium und die Bildungsdirektionen ebenfalls noch zu wenig reagiert haben, ist jene, die sich aufgrund der Zuwanderung ergeben hat. Nach dem Prinzip "fordern und fördern" braucht es mehr Unterstützung und zugleich mehr Verbindlichkeit im Bereich der Integration.

FPÖ

Die FPÖ hat schon 2010 vor dem drohenden Lehrermangel gewarnt. Doch weder rote noch schwarze Bildungsminister haben etwas unternommen. Stattdessen wurde 2013 die Lehrerausbildung unnötig verlängert. Vernünftige Quereinstiegs- und Rückkehrmodelle wurden
ebenfalls jahrelang versäumt. Jetzt, wo die Situation kritisch ist, kommen nur halbherzige Reformen.

__________________________________________________________

Anm. der Redaktion: Die FPÖ hat die Fragen 7 und 8 in einer Antwort zusammengefasst. Wir haben uns erlaubt, die Antwort hier an den entsprechenden Stellen aufzuteilen.

FRAGE 8: Pädagogische Expertise und Personalressourcen:

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um dem Mangel an Lehrpersonen entgegenzutreten? Welche anderen Personalressourcen erscheinen Ihnen zentral für eine gelingende Bildung?

KPÖ

Die laufende Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Arbeitseinkommen und eine Arbeitszeitverkürzung der Pädagog:innen motiviert, beugt Burnout-Erkrankungen vor und verringert die Tendenz zum Berufswechsel. Diese Verbesserungen bewirken für Kinder- und Jugendliche bessere Entwicklungs- und Lernbedingungen und könnten damit vielen Eltern aufreibende Schulprobleme ersparen.
Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen fordern wir auch mehr multiprofessionelle Teams und die Einstellung von mehr Pädagog:innen, von mehr Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und von zusätzlichem Verwaltungspersonal. Diese Stärkung ist essenziell für den Bildungserfolg aller Kinder unter Berücksichtigung individueller Förderung, sozialer Integration und Inklusion.

Die Grünen

Der Pädagog:innenberuf ist extrem wichtig. Um Menschen dafür zu begeistern und die Besten dafür zu gewinnen, braucht es eine fundierte Ausbildung, geeignete Werkzeuge, gesellschaftliche Wertschätzung und gute Arbeitsbedingungen.
Mit der Reform der Pädagog:innenausbildung haben wir das Lehramtsstudium wieder attraktiver gemacht. Mit der Möglichkeit des Quereinstiegs holen wir vielfältige Erfahrungen und neue Perspektiven ins Lehrer:innenzimmer.
Was wir jetzt noch brauchen: Schutz von Lehrer:innen, die noch studieren: kein fachfremder Unterricht, Recht auf halbe Lehrverpflichtung, keine Klassenvorstandstätigkeit und intensivere Begleitung durch Mentor:innen.
Mehr Diversität: Es braucht mehr Pädagog:innen mit Behinderung, Migrationsbiographie, Mehrsprachigkeit und interkulturellen Kompetenzen in Schulen und Kindergärten. Denn Pädagog:innen sind Vorbilder und schaffen Wirklichkeit.

SPÖ

Das Ansehen des Lehrberufs in der Gesellschaft muss dringend gestärkt werden. Pädagoginnen und Pädagogen tragen eine enorme Verantwortung für die Bildung und Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen, was eine entsprechende gesellschaftliche Wertschätzung erfordert. Es ist daher essenziell, den Lehrberuf insgesamt attraktiver zu gestalten. Dies umfasst Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen, der Entlohnung sowie der Ausbildung.
Zudem muss ein umfassendes Supportsystem an den Schulen etabliert werden. Hierzu zählen unter anderem Fachkräfte aus der Schulsozialarbeit, Psychologie und den Gesundheitsdiensten, die die Lehrkräfte im Schulalltag in „Multiprofessionellen Teams“ entlasten und unterstützen. Aber auch echte administrative Unterstützung ist notwendig, um die Lehrpersonen auf Dauer zu entlasten. Hierzu zählt auch, dass Studierende nicht bereits vor Beendigung ihres Lehramtsstudiums durch einen überlastenden Einsatz im Klassenzimmer überfordert werden.
Doch nicht nur die personelle Unterstützung ist notwendig – auch die Ausstattung der Arbeitsplätze muss dringend verbessert werden. Diensthandys, PCs und ein eigener Arbeitsplatz sind dringend notwendig. Ebenso braucht es moderne Lehrmittel, gut ausgestattete Klassenräume und eine angemessene technische Infrastruktur sind unverzichtbar, um eine effektive Lehrtätigkeit zu ermöglichen und die Arbeitszufriedenheit der Lehrkräfte zu steigern. Darüber hinaus sollte das Recruiting neuer Lehrpersonen sowie die gezielte Bewerbung des Lehrberufs weiter intensiviert werden. Zielgerichtete Kampagnen, wie etwa Schnuppermöglichkeiten für Interessierte an Schulen, könnten hier einen wertvollen Beitrag leisten.

NEOS

Gegen den Mangel sind einerseits kurzfristig wirksame Maßnahmen nötig und andererseits Veränderungen im Schulalltag, die den Beruf attraktiver machen. Kurzfristig können mehr Quereinsteiger:innen geholt werden, indem auch Berufsjahre aus der Privatwirtschaft für das
Gehalt angerechnet wird. Die pädagogische Ausbildung der Quereinsteiger soll jedoch früher starten, damit niemand "ahnungslos" im Klassenzimmer steht. Kurzfristig wirksam sind auch positive Anreize für Vollzeitbeschäftigung und für die Weiterbeschäftigung in der Pension.
Um das Problem nachhaltig zu lösen, gilt es, den Beruf attraktiver zu machen. Schule muss von Autonomie und Vertrauen statt von Bürokratie und Dokumentationszwängen geprägt sein. Jede Lehrkraft sollen einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz in der Schule bekommen.
Supportpersonal soll die Lehrer:innen für ihre Kernaufgaben freispielen. Engagement muss sich lohnen, indem Lehrkräften Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden, etwa in Form
eines Mittleren Managements in den Schulen.

FPÖ

Wir brauchen eine neue Pädagogenausbildung und ein  Lehrerdienstrecht, das den heutigen Anforderungen entspricht. Lehrer sollten von der Bildungsdirektion Unterstützung in allen Belangen erhalten, statt mit Verwaltungsaufwand belastet zu werden. Lehrer sollen unterrichten und nicht verwalten. Dafür muss ausreichend Unterstützungspersonal bereitgestellt werden.

__________________________________________________________

Anm. der Redaktion: Die FPÖ hat die Fragen 7 und 8 in einer Antwort zusammengefasst. Wir haben uns erlaubt, die Antwort hier an den entsprechenden Stellen aufzuteilen.

FRAGE 9: Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Schule für das 21. Jahrhundert:

Welche konkreten Verbesserungsvorschläge haben Sie hinsichtlich der Ausstattung der Schulen und der Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte? Wie wollen Sie eine Schule für das 21. Jahrhundert fördern (Stichworte: Öffnung der Schulen im pädagogischen Sinne, Bildungsinhalte für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler, Projektunterricht etc.)?

KPÖ

Ein grundlegender Teil der Ausstattung sind baulich geeigneten Schulgebäude und Klassen-, Gruppen-, Freizeit- und Rückzugsräume, gut ausgestattete Räume für Naturwissenschaften, Kreativ- Musisches und Sport, Freiräume für Schulveranstaltungen und – in Ballungsräumen oft nicht vorhanden – Grünflächen, Wiesen und Bäume. An vielen Schulen gibt es überdies immer noch große Probleme bei der IT-Ausstattung der Schulen. Autonomie und Eigenverantwortung jeder Bildungseinrichtung brauchen ausreichende gesicherte Personalressourcen für Planungssicherheit und Schulentwicklung.

Die Grünen

Es gibt – gesetzlich – bereits große autonome Spielräume für Schulen. Diese sollten einfacher nutzbar und aktiv beworben werden. Lernformen, die ein fächerübergreifendes, ganzheitliches Denken fördern, gehören erweitert und unterstützt – etwa autonome Stundentafeln, Flächenfächer oder praxisorientierte Projekte.
Aus Grüner Sicht besonders wichtig sind konkrete hands-on-Erfahrungen, in denen sich Schüer:innen als selbstwirksam erleben können. Schule soll daher raus aus dem Schulgebäude – und raus in die Natur, in die Nachbarschaft, in die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen!
Pädagog:innen brauchen Support von außen – durch Beratung, Coaching, Supervision und bei Bedarf auch psychosoziale Begleitung. Um Erfahrungen und Weiterbildung zu ermöglichen, sollte der (zeitweise) Aus- und Umstieg in andere Tätigkeiten erleichtert werden.
Es braucht zusätzliche Stützkräfte im Unterricht, Sprachförderkräfte, School Nurses (mit ganzheitlichem Blick auf die physische und psychische Gesundheit) sowie Sozialarbeit (die auch die Eltern mitnimmt). Unterricht, Lernstunden und Freizeitbetreuung gehören integriert, dauerhaft vom Bund finanziert und das Personal zu multiprofessionellen Teams zusammengeführt. Die Reform der „Stütz- und Freizeitpädagogik“ würde darauf einzahlen. Und Organisations- und Verwaltungsaufgaben sollen auf nicht-pädagogisches Personal übertragen werden.
Zudem sollten Schulen ein höheres autonom zu verwaltendes Budget bekommen, damit sie eigene Schwerpunkte setzen und Anschaffungen tätigen können. Das Schulbuchbudget gehört erhöht und flexibilisiert, z.B. für digitale Plattformlösungen oder für webbasierte Anwendungen, die fächerübergreifende Arbeit erleichtern

SPÖ

Die SPÖ sieht es als eine zentrale Aufgabe an, die Ausstattung der Schulen und die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte grundlegend zu verbessern, um eine Schule für das 21. Jahrhundert zu gestalten. Um dies zu erreichen, setzen wir uns für eine umfassende Modernisierung der Bildungsinfrastruktur ein, die den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte gerecht wird. Wir fordern, dass alle Schulen in Österreich flächendeckend mit modernster Technologie ausgestattet werden. Dazu gehört nicht nur eine zeitgemäße IT-
Infrastruktur, sondern auch gut ausgestattete Fachräume für Naturwissenschaften, Technik, Kunst und Musik. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu digitalen Lernmitteln haben und dass Lehrkräfte die notwendigen Ressourcen und Fortbildungen erhalten, um diese effektiv im Unterricht einzusetzen. Darüber hinaus wollen wir die räumlichen Bedingungen verbessern – kleinere Klassengrößen und gut ausgestattete Klassenräume, die das Lernen in einer angenehmen Umgebung fördern, sind dabei essenziell.
Auch die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte müssen deutlich verbessert werden. Eine angemessene Bezahlung, die die Verantwortung und die Arbeitsbelastung im Lehrberuf widerspiegelt, ist unerlässlich. Zusätzlich müssen Diensthandys, Laptops und eigene Arbeitsplätze auch in der Schule endlich Realität werden. Wir setzen uns dafür ein, administrative Aufgaben zu reduzieren, damit sich Lehrkräfte stärker auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren können. Ein umfassendes Supportsystem aus multiprofessionellen Teams, ist notwendig, um Lehrkräfte im Schulalltag zu entlasten. Zusätzlich legen wir großen Wert auf die kontinuierliche Weiterbildung der Lehrkräfte, damit sie sich an die Herausforderungen des modernen Unterrichts anpassen und innovative Lehrmethoden entwickeln können.
Die SPÖ will eine Schule fördern, die sich für die Zukunft ihrer Schülerinnen und Schüler öffnet. Schulen sollen nicht nur Orte der Wissensvermittlung sein, sondern auch Räume für kreatives Denken, kritisches Hinterfragen und soziale Interaktion bieten. Wir befürworten die Öffnung der Schulen im pädagogischen Sinne, was bedeutet, dass Schulen verstärkt mit außerschulischen Partnern wie Kultur- und Sporteinrichtungen, Unternehmen und Universitäten kooperieren sollten, um den Schüler*innen ein breiteres Spektrum an Lernmöglichkeiten zu bieten. Bildungsinhalte müssen stärker auf die Anforderungen der Zukunft ausgerichtet werden. Neben den klassischen Fächern sollten auch Themen wie Digitalisierung, Umweltbildung, soziale Kompetenz und politische Bildung mehr Raum im Lehrplan erhalten. Wir wollen den Projektunterricht fördern, der den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, eigenverantwortlich und im Team zu arbeiten, Probleme zu lösen und kreative Lösungen zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus auf interdisziplinären Projekten, die reale Herausforderungen thematisieren und das Lernen über Fächergrenzen hinweg ermöglichen.
Zusammenfassend möchte die SPÖ eine Schule für das 21. Jahrhundert schaffen, die durch ihre moderne Ausstattung und innovative pädagogische Ansätze überzeugt. Unsere Bildungslandschaft muss den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht werden und allen Schülerinnen und Schülern die bestmöglichen Voraussetzungen für ihre Zukunft bieten. Gleichzeitig darf der Lehrberuf nicht vernachlässigt werden – wir setzen uns für eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein, damit Lehrkräfte motiviert und unterstützt in ihrer wichtigen Aufgabe agieren können.

NEOS

Gute Lehr- und Lernbedingungen in den Schulen haben einerseits mit der Ausstattung (siehe Fragen 2 und 8) zu tun und anderseits mit der Möglichkeit, eigenständig zu gestalten, statt starren Vorgaben zu folgen. Lebensrelevante Bildungsinhalte sind ein zentraler Wunsch vieler Schüler:innen und ihrer Eltern. Aus NEOS-Sicht sollen die Bildungsinhalte in Pflicht und Kür gegliedert werden. Zur Pflicht zählen Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen sowie "Life Skills" wie der Umgang mit Geld und das Zusammenleben in der Demokratie.
Daneben soll große Wahlfreiheit für interessengeleitetes Lernen geschaffen werden. Das Ziel ist nicht, dass alle dasselbe lernen, sondern dass jede:r seine/ihre Talente entdeckt und Stärken stärkt.

FPÖ

Die FPÖ fordert eine Bildungspflicht statt Schulpflicht: Keine Zeit absitzen, sondern klare Bildungsziele erreichen, beginnend mit dem letzten Kindergartenjahr. Zukünftig sollen Schüler klare Bildungsziele vorgegeben bekommen, die sie erreichen müssen.
Dabei ist es egal, wie oder wo sie das tun. Öffentliche Schulen bleiben der zentrale Ort der Bildung. Wir wollen weg von aufgeblähten Lehrplänen und hin zu klar definierten Bildungszielen. So stellen
wir sicher, dass Volksschüler ordentlich lesen, schreiben und rechnen können, Lehrlinge eine umfassende Grundbildung haben und gut auf ihren Beruf vorbereitet sind und zukünftige Studenten das nötige Wissen für die Universität mitbringen.
Dafür ist ein zeitgemäßes Lehrerdienstrecht notwendig, mit einer Besoldungssystematik, die in allen Schultypen leistungs- und ergebnisorientiert gestaltet werden muss. Es werden neue
Arbeitszeitmodelle für Pädagogen notwendig sein, um Schulen eine standortautonome, flexible Arbeitszeitgestaltung zu ermöglichen.

FRAGE 10: Bildungsbegriff:

Basis aller bildungspolitischen Initiativen ist Ihr Verständnis von Bildung. Deswegen möchten wir abschließend fragen, ob Sie die Aufgaben der österreichischen Schule, dargelegt im §2 SCHOG, als noch zeitgemäß empfinden und wie Sie Ihren Bildungsbegriff beschreiben würden.

KPÖ

Die 1962 in den Verfassungsrang gesetzte Aufgabe der österreichischen Schule ist die Erziehung der Kinder und Jugendlichen nach nicht näher bestimmten „sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen“ durch Schule und Unterricht war und ist auch heute nicht zeitgemäß.
Die Entwicklung eines zukunftsorientierten solidarischen Bildungsbegriffes, der die selbstbestimmte, demokratische Teilhabe aller am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben fördert und auf die Verwirklichung politischer und sozialer Menschenrechte in Frieden und die Wohlfahrt aller abzielt, sehen wir als grundlegenden Teil der von uns geforderten großen Schulreform – jenseits überkommener Vorstellungen nach §2 SCHOG, wie auch jenseits der „Ökonomisierung des Bildungssystems“. Wesentliches Ziel von Bildung soll hingegen das kritische Denken-Lernen als Mittel des Hinterfragens und Überwindens von wirtschaftlichen und politischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen sein.
Die KPÖ tritt daher für die Individuelle Förderung aller Kinder und Jugendlichen, für soziale Integration und Inklusion im gesamten Bildungssystem ein, unsere zentralen Forderungen sind die gemeinsame Elementarbildung und die gemeinsame Pflichtschule aller 6-15-Jährigen.

Die Grünen

Die Worte im §2 des SCHOG sind etwas in die Jahre gekommen und sollten modernisiert werden, sie sind im Grunde aber nicht falsch.
Lernen und Bildung sind unseres Erachtens mehr als die Aneignung und Reproduktion von Wissen. Im Bildungsprozess geht es um die Vermittlung und Stärkung von Kompetenzen, die wir im 21. Jahrhundert brauchen: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Es ist ein aktiver Prozess, der sowohl kognitive als auch emotionale und soziale Aspekte beinhaltet. Schule soll demnach nicht nur ein Lernort sein, sondern ein Ort, an dem Gesellschaft entsteht. Die Erfahrungen, die junge Menschen hier machen, sollen sie befähigen, bei der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit eine aktive Rolle einzunehmen. Ganz im Sinne der nachhaltigen Entwicklung.
In den Leitlinien der neuen Lehrpläne der Pflichtschulen sehen wir unseren Zugang zu Bildung gut festgehalten: „Es gilt, gemeinsam Verantwortung für die Herausbildung einer zukunftsfähigen Lebensgestaltung der Einzelnen und der Gesellschaft auf globaler und lokaler Ebene zu entwickeln und zu übernehmen sowie ein ganzheitliches Menschenbild im Sinne einer inklusiven Gesellschaft zu fördern.“ Genau das ist uns wichtig!

SPÖ

Aus Sicht der SPÖ ist Bildung der Schlüssel zu sozialer Gerechtigkeit, persönlicher Entfaltung und einer starken, demokratischen Gesellschaft. Für uns ist Bildung ein lebenslanges Recht und eine öffentliche Aufgabe, die alle Menschen befähigt, unabhängig von ihrer Herkunft, ein
selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen. Unser  Bildungsverständnis geht über reine Wissensvermittlung hinaus; wir sehen Bildung als umfassenden Prozess, der es den Menschen ermöglicht, kritisch zu denken, verantwortungsvoll zu handeln und aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen. Die im §2 des Schulorganisationsgesetzes (SCHOG) dargelegten Aufgaben der österreichischen Schule empfinden wir als nach wie vor grundlegend und relevant. Sie stellen sicher, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur fachliche Kompetenzen erwerben, sondern auch zu mündigen Bürger*innen erzogen werden, die in der Lage sind, sich in einer pluralistischen und globalisierten Welt zu orientieren und zu behaupten. Diese Ziele sind zeitlos und bilden eine wichtige Basis für die Bildungsarbeit.
Allerdings müssen wir diese Aufgaben in einem modernen Kontext weiterentwickeln und ergänzen. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – wie die Digitalisierung, der Klimawandel und die gesellschaftliche Diversität – erfordern eine Anpassung der Bildungsinhalte und - methoden. Unser Bildungsbegriff umfasst daher auch die Förderung digitaler Kompetenzen, kritischen Denkens, sozialer und emotionaler Intelligenz sowie eine starke Betonung von Umweltbewusstsein und Demokratiebildung.
Zusammengefasst: Während die Grundprinzipien des §2 SCHOG weiterhin zeitgemäß sind, muss Bildung in Österreich flexibel und zukunftsorientiert gestaltet werden, um den Anforderungen einer sich rasch verändernden Welt gerecht zu werden. Die SPÖ setzt sich dafür ein, dass Bildung nicht nur Wissen vermittelt, sondern die gesamte Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler stärkt und sie auf ein Leben in einer komplexen, globalen Gesellschaft vorbereitet.

NEOS

Aus NEOS-Sicht ist Bildung die Basis für ein selbstbestimmtes, gelingendes Leben. Bildung stärkt das Potenzial in jedem Menschen, mit Verstand und Tatkraft sein eigenes Leben zu gestalten und das der Mitmenschen zu bereichern. Für NEOS steht jedes Kind unter Genieverdacht, denn jedes Kind hat Talente. Es ist die Aufgabe des Bildungswesens, die Freude am Lernen, die jedes Kleinkind mitbringt, zu erhalten und zu fördern, damit das Kind und später der/die Jugendliche sich einerseits die Kompetenzen aneignet, die für die volle gesellschaftliche und berufliche Teilhabe nötig sind, und andererseits seine/ihre Stärken entdeckt und entwickelt. Die Formulierungen in §2 SCHOG wirken, vor allem im ersten Satz, etwas veraltet, aber viele der im Weiteren genannten Ziele und Grundsätze haben weiterhin Relevanz und Berechtigung.

FPÖ

Das österreichische Bildungssystem darf gesellschaftspolitisch weder auf das Bewahren alles Überkommenen, noch auf das Verändern um jeden Preis ausgelegt sein, sondern soll Menschen heranbilden, die über ihre Zukunft frei und fundiert zu entscheiden vermögen.
Persönlichkeitsbildung und Wissenserwerb sollen sie in die Lage versetzen, kulturelle, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge zu erkennen und verantwortlich mitzugestalten.
Dafür ist es auch erforderlich, das gesamte Bildungssystem von parteipolitischen Einflüssen zu befreien und Sorge dafür zu tragen, dass Schulen nicht zu ideologisch-doktrinären Zwecken missbraucht werden.
Unter den Bildungszielen ist die Beherrschung der Grundkulturtechniken für den weiteren Bildungsaufbau Voraussetzung.
Zu den Bildungszielen gehören aber auch die Pflege der österreichischen Eigenart und die Erhaltung des kulturellen Erbes. Hierin finden die Beibehaltung und Förderung humanistischer und musischer Bildungswege ihre Begründung, wobei auch auf regionale kulturelle Eigenarten Rücksicht zu nehmen ist.
Wettbewerb und neue Technologien stellen die Jugend vor große Herausforderungen. Um ihnen gewachsen zu sein, ist es Ziel freiheitlicher Politik, die Jugendlichen als Zukunftsträger modern und
praxisbezogen auszubilden.

Antworten als PDF:

Antworten der KPÖ eingelangt am 04.07.24
PDF – 41,7 KB 152 Downloads
Antworten der GRÜNEN eingelangt am 22.07.24
PDF – 91,4 KB 138 Downloads
Antworten der FPÖ eingelangt am 20.08.24
PDF – 240,9 KB 62 Downloads
Antworten der SPÖ eingelangt am 23.08.24
PDF – 211,9 KB 55 Downloads
Antworten der NEOS eingelangt am 26.08.24
PDF – 125,0 KB 44 Downloads

*Von der Bierpartei bekamen wir folgendes Antwortschreiben: " Sehr geehrte Frau Tollinger, zunächst einmal herzlichen Dank für Ihr Interesse an der Bierpartei und Ihre Anfrage. Wie Sie sich vorstellen können bekommen wir täglich sehr vielen Anfragen und müssen daher unsere Kapazitäten so knapp vor der Wahl umsichtig einteilen. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir vorerst auf Ihre Fragen nicht eingehen können.  Wir würden uns allerdings sehr freuen, wenn Sie mit uns in Verbindung bleiben. Des Weiteren freue ich mich Ihnen mitzuteilen, dass unser Forderungspaket zum Thema Bildung kommende Woche vorgestellt wird und ab dann in unserem Menü zu finden sein wird: https://www.bierpartei.eu/menu/

 

 

 

 

 

 

 

 

Baustellen im Bildungsbereich - Teil 2: Ziffernnoten

Lasst uns über die Baustellen im Bildungswesen sprechen
Im Bildungsbereich gibt es jede Menge Baustellen. Manche sind offensichtlich (z.B. LehrerInnenmangel), manche betreffen nur einen Teil (z.B.  Diskriminierung Benachteiligter), manche werden nicht gerne thematisiert (Mobbing) und manche kaum gesehen.  Z.B. die Problematik der Übergänge. Was sind das für Baustellen? Wer nimmt sich dieser an? Wie könnte man diese Baustellen bearbeiten und einer Besserung zuführen?: Teil 2: Ziffernnoten

 
Weiterlesen »

Eine gemeinsame Pflichtschule für alle? Historische Bremsklötze und Momente der Bewegung

Ideologische Vorwände, verfassungsgesetzliche Bremsklötze und bildungspolitische Resignation machen unser Schulsystem nicht besser. Wir wollen bildungsbewegte Aktionen
Über Gesamtschule zu reden war seit den 70er Jahren immer wieder angesagt, herausgekommen sind aufwändige Schulversuche und neue Namen für die alte Hauptschule. Am Nebeneinander von Pflichtschule = Hauptschule, Integrierter Gesamtschule, IGS, NMS, Mittelschule, MS und der „höheren“ AHS-Unterstufe hat sich nichts geändert.

Weiterlesen »

Baustellen im Bildungsbereich - Teil 1: Transition

Lasst uns über die Baustellen im Bildungswesen sprechen
Im Bildungsbereich gibt es jede Menge Baustellen. Manche sind offensichtlich (z.B. LehrerInnenmangel), manche betreffen nur einen Teil (z.B.  Diskriminierung Benachteiligter), manche werden nicht gerne thematisiert (Mobbing) und manche kaum gesehen.  Z.B. die Problematik der Übergänge. Was sind das für Baustellen? Wer nimmt sich dieser an? Wie könnte man diese Baustellen bearbeiten und einer Besserung zuführen?: Teil 1: Transition
Weiterlesen »